Die Finower Kirche - von damals bis heute

Bis 1891 stand am Fuße des heutigen Kirchberges im Stadtteil Finow eine kleine Feldstein- und Fachwerkkirche, die die Gottesdienstbesucher aber schon Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr fassen konnte. Die Einwohnerzahl des damaligen Heegermühle wuchs durch die zunehmende Industrialisierung um mehr als das Doppelte und so wurde am 31. Mai 1891 nach zweijähriger Bauzeit die neue Kirche an der Eberswalder Straße eingeweiht - die alte Kirche blieb leider nicht erhalten, aber der hölzerne Tauffuß stammt noch aus der alten Finower Kirche. Die Orgel wurde 1891 vom Orgelbauer Kienscherf erbaut. 

In einem Bericht des Ev. Kirchlichen Bauamtes vom 27. Juni 1928 steht, dass sich die Kirche, ein Backsteinbau, in einem allgemeinen brauchbaren baulichen Zustand befindet. Durch Beseitigung geringer Schäden ist das Mauerwerk jetzt wieder trocken. Allerdings ist infolge des Eindringens von Nässe davor der Leimanstrich der Kirche zerstört und unansehnlich geworden, sodass ein neuer Anstrich und Ausmalung der Kirche dringend erforderlich ist. Diese Erneuerung wurde dann auch ungesetzt, ebenso wurde die Orgel von Herrn Gerbich aus Eberswalde umgebaut (Reinigung und Einbau eines neuen Registers). Der neue Kanzeldeckel, gefertigt von der hiesigen Firma Thomas & Blankenburg nach den Zeichnungen des Kirchenmalers Paul Thol aus Berlin, enthält drei Zentner Holz, weshalb sich die Anbringung demzufolge als sehr schwierig gestaltete. Außerdem ließ Paul Thol auch den Altarteil nach seinem Entwurf ausmalen.
Schon damals spielte die finanzielle Frage bei der Erneuerung die Hauptrolle. Besonders gedankt wurde der Frauenhilfe für ihre unermüdliche Sammeltätigkeit, aber auch die Industrie habe geholfen die Restaurierung zu ermöglichen. Die Weihrede in dem Kirchweih-Gottesdienst hielt Generalsuperintendent D. Dibelius, die Predigt hielt Pfarrer Reiche.

Im Jahr 2002 konnten die drei Apsisfenster von der Firma Stugis aus Altlandsberg restauriert werden.
Im Jahr 2010 bedurfte der Apsishimmel erneut einer Sanierung, da er im Laufe der Jahre grau und fleckig geworden war. Vor der Sanierung des Apsishimmels musste 2011 jedoch das Dach über dem Altarraum erneuert werden, da dieses auch einige Schäden aufwies. 

Die gesamte neogotische Ausstattung (Altar, Kanzel, Gestühl. Empore) stammen aus der Gründerzeit der Kirche. 

Im mittleren Chorfenster befindet sich eine beeindruckende Glasmalerei, die den kreuztragenden Christus zeigt - der Künstler ist leider unbekannt. 

Geschichte der Glocken der Kirche zu Finow (jetzt Friedenskirche Finow)

In die neue Kirche an der Eberswalder Straße auf dem Kirchberg (geweiht 31. Mai 1891) wurden die zwei Glocken der alten Dorfkirche mitgenommen. Die Kirche befand sich am Kirchberghang an der Dorfstraße, lt. Grundstein-Urkunde der neuen Kirche soll diese bereits 1152 erbaut worden sein. Eine dritte Glocke schenkte der Besitzer der Papierfabrik Marggraff der neuen Kirche.

Die Gemeinde musste 1917 für den I. Weltkrieg eine der mittelalterliche Glocken der alten Kirche (wann sie genau gegossen wurde, ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich vor 1700) und die neue Glocke abliefern, sie wurden eingeschmolzen. Die vom Patronat Eberswalde 1722 gestiftete Glocke aus der alten Kirche blieb hängen. Nach Rudolf Schmidt in „Das Finowtal in Sage und Geschichte, Sitte und Brauch“ von 1924 ist diese Glocke ein Umguss der zweiten mittelalterlichen Glocke, da sie bei einem Sterbegeläut 1722 zersprang. Der Bericht eines Glockensachverständigen bestätigt den Umguss - auch in der Chronik von Wewezer "Vom Bauerndorf zur Industriestadt" ist dieses nachzulesen.

1924 wurden als Ersatz zwei neue Glocken angeschafft, die in Apolda gegossen (Kosten: 3100 Reichsmark) und feierlich eingeholt wurden. Am 21. Dezember 1924 fand die Glockenweihe statt.
Die Festpredigt hielt Pfarrer Schiele, die Weiherede hielt Superintendent Lic. Gelshorn aus Eberswalde, der anschließend die Glocken dann mit dem Spruch "Nun läutet ihr Glocken in vollem Chor..." weihte.

Inschriften auf dem Mantel der ehemaligen Glocken:

      Große Glocke: "O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!"
      Kleine Glocke: "Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich."

Beide Glocken tragen auf dem oberen Rand die Inschrift: "Gegossen in Deutschlands schwerster Zeit".

Aber auch diese Glocken blieben der Kirche nicht lange erhalten, nur die 1722 gegossene aus der alten Dorfkirche blieb wieder hängen.

Die 1924 geweihten Glocken mussten 1942 für den II. Weltkrieg im Zuge des Vierjahresplanes vom 15. März 1940 abgegeben werden. Erst 1950 erhielt die Kirche zwei Ersatzglocken.

Die kleine Glocke kaufte die Kirchgemeinde von dem KWU (Kommunalwirtschaftsunternehmen) Finow. Diese war bis dahin die Friedhofsglocke in Messingwerk. Sie wurde von der Firma C. J. Voss & Sohn in Stettin 1875 gegossen.

Die große Glocke, auch bereits gekauft, musste aufgrund des Klanges umgetauscht werden. Das Konsistorium in Berlin ermöglichte dieses und so bekam die Kirche eine Bronzeglocke, die in Apolda bei der Glockengießerei Schilling lagerte. Diese Glocke stammt aus Billendorf (heute: Bialowice, Polen), gegossen 1475.

Nachfolgend die Inschriften der Glocken:

Glocke aus Billendorf (große Glocke): "Im Jahre des Herrn 1475; O König der Ehren, komme mit Frieden! Johannes Matheus Marcus Lucas"
Geläut: 'as' Glocke der Liebe

Glocke aus der alten Dorfkirche (mittlere Glocke): oberer Rand (3 Zeilen): "Gott in der Höh‘ sei Ehr‘
Magistrat zu Neustadt Eberswalde, Patronus der hiesigen Kirche zu Heegermühle,
hat diese anno 1722 in Berlin durch Peter & Abraham Cailliet, Vatter & Sohn, gießen lassen".

unterer Rand (2 Zeilen): "Trotz derer Neider, Streich und Possen:
Mein Klang rühmt den, der mich gegossen."
Geläut: 'c' Glocke des Glaubens

Glocke vom Friedhof Messingwerk, gegossen 1875 (kleine Glocke): "Ich rufe die Lebendigen und beklage die Todten."
Geläut: 'es' Glocke der Hoffnung

Die feierliche Glockenweihe beging die Gemeinde in der Kirche zu Finow am 05. November 1950.
Die Glocken wurden geweiht von Hw. Generalsuperintendent, die Predigt hielt Superintendent Bochow aus Eberswalde.
 

Chronik der Ev. Kirche zu Finow (heute Friedenskirche Finow)

seit 1819         Forderung eines Neubaus
1884              Kostenvoranschlag und Entwurf durch Architekt Düsterhaupt
21.07.1889        Grundsteinlegung der Kirche
1889 / 91         Bau der Kirche - Leitung: Baurat Düsterhaupt
                     Orgel - Fa. Kienscherf, Eberswalde
                     Beleuchtung - Fa. Rixius
                     Altar, Kanzel, Gestühl, Empore - Fa. Milde, Berlin
                     Große Glocke - Fa. Collier, Berlin
31.05.1891        Einweihung der Kirche
1917              Große und kleine Glocke werden für den Krieg abgenommen
21.12.1924        Festgottesdienst zur Weihe zweier neuer Glocken
1929 / 30         Renovierung der Kirche - Leitung: Kunstmaler Thol, Berlin
                     Einbau der Gasheizung - Städtische Betriebe Eberswalde
                     Orgelumbau
21.09.1930        Kirche neu geweiht durch Bischof Dibelius
06.01.1942        Große und kleine Glocke wiederum für den Krieg abgeliefert
Mai 1945          Verlust der meisten Kunstglasfenster durch Munitionsexplosion unweit der Kirche
05.11.1950        Weihe der beiden Ersatzglocken
Dez. 1963         Einbruch in die Kirche, Diebstahl folgender Gegenstände:
                     ▪ silberne Taufschale und -kanne
                     ▪ silberner Kelch des Krankenabendmahlsgerät
                     ▪ silberner Kelch aus der alten Kirche
                     ▪ Zinnteller aus dem 18. Jhd. aus der alten Kirche
Okt. 1964         Einbruch in die Kirche, Zerstörung des Kronleuchters
1965              Neue Abendmahlsgeräte und kupferne Taufschale - Hanna Leisker, Eberswalde
1980 / 81         Erneuerung und Renovierung:
                      Dach - Fa. Küter, Finow
                      Lichtanlage - Fa. Gaebel, Finow
                      Glaserarbeiten - Fa. Bierbrauer
                      Malerarbeiten - Fa. Hübner, Britz
                      Gas-Außenwandheizung - PGH Haustechnik
Juni 1982          Erneuerung der Blitzschutzanlage - Bergsteigergruppe, Berlin
1987               Grundinstandsetzung und Umbau der Orgel - Fa. Fahlberg, Eberswalde
1992               Bleiglasrundfenster über Haupteingang - Fa. Stugis, Altlandsberg
1993               Erneuerung der kleinen Bleiglasfenster, Süd- und Ostseite - Fa. Stugis, Altlandsberg
1994               Stabilisierung des Kirchendachs - Bauhandwerker des Kirchenkreises
1995               Erneuerung des Turmdaches mit Kupferblech - Fa. Kuhlke, Berlin
1996 - 97          Fugensanierung der Ost- und Nordseite
                      Ostseite - unbek. Firma aus Angermünde / Nordseite - Bauhandwerker des Kirchenkreises
März 2002          Erneuerung und Sanierung der drei Bleiglasfenster im Altarraum - Fa. Stugis, Altlandsberg
Okt. 2002          Fugensanierung der Südseite - Bauhandwerker des Kirchenkreises
Jan. 2003          Einbau Bankheizung 1. - 6. Bankreihe - Fa. Gaebel, Finow
19.11.2003         Die Kirche zu Finow wird unter Denkmalschutz gestellt
Aug. 2005          Herstellung und Einbau von zwei großen Kirchenfenstern, Südseite - Fa. Bressler, Angermünde
März 2006          Einbau Bankheizung 7. - 12. Bankreihe - Fa. Gaebel, Finow
2006               Herstellung und Einbau von vier großen Kirchenfenstern, Südseite - Fa. Stugis
2008               Herstellung und Einbau der kleinen Kirchenfenster, Nordseite & Turmfenster - Fa. Stugis, Altlandsberg
2009               Einbau der letzten sechs großen Fenster, Nordseite - Fa. Stugis, Altlandsberg
                      Pflasterung des Weges vom Bürgersteig bis zum Haupteingang der Kirche - Fa. Wesebaum
                      Sanierung der linken Steinmauer - Fa. Erdmann
2011               Sanierung der Apsis
Jul. / Aug. 2012   gesamte Altarraumsanierung
                      Apsishimmel (Deckengewölbe) - Restauratorin Cárdenas, Berlin
                      Seitenwände gemalert - Fa. Adams, Finow
4/2014 - 5/2015    kompletter Umbau und Sanierung der Küsterei (heute Gemeindezentrum Finow)
                      Architektin: Helgard Vley, Eberswalde
                      Hauptauftragnehmer: RMS-Bau, Eberswalde
2018               Sanierung der maroden Abdeckungen der alten Schornsteinköpfe

 


Quelle: Walter Winter (†), Heidemarie Appel, Martin Appel (†) / Archiv Ev. Kirchengemeinde Finow

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